Tool: Loch

Direkt vor meiner Haustüre liegt die Schwäbische Alb, die höhlenreichste Gegend Deutschlands. Es gibt viele Schauhöhlen, in denen man bequem die gut ausgeleuchtete Tropfstein-Märchenwelt bewundern kann. In diesem Jahr hatte ich ein ganz anderes Höhlenabenteuer. Ausgestattet mit robuster Kleidung, Stirnlampe und Helm habe ich die Gustav-Jakob-Höhle bei Grabenstetten besucht. Mit ca. 210 m ist sie die längste, bekannte Durchgangshöhle der Schwäbischen Alb. Man geht an einer Stelle hinein und kommt an einer anderen wieder heraus. Meine steigende Nervosität und das flaue Gefühl in der Magengegend verflog beim Betreten der Höhle. Mir war, als würde ich die bekannte Welt hinter mir lassen und in eine neue, mir unbekannte Sphäre eintauchen. Neugier und erwartungsvolle Spannung trieben mich an. Schon nach einnigen Metern herrscht absolute Stille und totale Dunkelheit. Im Schein der Stirnlampe tauchen wunderschöne Sinterformen auf. Felsgebilde, die wirken, als wären sie in einer langsamen Fließbewegung erstarrt. Die runden, organischen Formen, glitzern vor Nässe im Lichtschein. Oft ist es nicht einfach vorwärts zu kommen. Die Höhle ist niedrig und eng. An vielen Stellen muss man sich seitlich hindurch quetschen oder gebückt gehen. In einer kleinen Halle, der einzigen Stelle, an der auch mehrere Personen zusammenstehen können, löschen wir die Lampen und lauschen. Außer dem eigenen Atem ist nichts zu hören. Dann fällt ein Wassertropfen und nach, gefühlt, endlos langer Zeit ein nächster. Meine Wahrnehmung ist allein auf den Hörsinn konzentriert und trotzdem werde ich mir in einer starken Intensität meines Körpers bewusst. Es ist überwältigend und mit nichts, bereits Erlebtem vergleichbar. Kurz vor dem Höhlenausgang kommt die engste Passage. Hier kann man nur auf dem Bauch liegend ins Licht hinaus robben. Ein Hochgefühl begleitet mich noch viele Tage.

 

Eine solche Exkursion ist nicht jedermanns Sache, aber eine einprägsame, sinnliche Erfahrung. Unterwelt, Hölle und allerhand Phantasievolles aus der Mythologie und Religion kommen einem in den Sinn. Auch das Erkunden von Ritzen und Spalten in Stein oder Holz können neue Dimensionen eröffnen. Wohin führt das schwarze Loch? Was verbirt sich darin?

 

Die Arbeit „ DASS NICHT NICHTS IST - Nimm den Teppich und fliege!“ ist ein Ideen- und Gedankenspiel, das Impulse zu einem positiven Umgang mit Realitäten und veränderten Herangehensweisen im Alltäglichen sammelt. Die auf dem Projektplakat abgebildeten Elemente sind TOOLS, also Werkzeuge die genutzt werden im aktiven Tun, wie auch in Gedankenräumen, um veränderte Perspektiven und Standpunkte auszuloten. Durch das Einnehmen einer anderen Position, eines ungewohnten Blickwinkels oder aktivem Handeln, kann Zukunft neu gedacht und gestaltet werden. Der Blog stellt die TOOLS vor und zeigt Text und Bildmaterial, das im Umgang mit ihnen entstanden ist.