Tool: Spiegel

 

Der Spiegel als Tool ist gefährlich. Er ist sehr einnehmend und in seinen Funktionen und seiner unerschöpflichen Symbolhaftigkeit in Kunst, Religion und Philosophie kann er einen erschlagen. Deshalb rate ich nur kleine Spiegel zu verwenden – zumindest zu Beginn der Übung.

 

Die Übung praktiziere ich schon geraume Zeit und immer wieder. Ich finde sie lustig und interessant. 

 

Zum Einstieg oder für zwischendurch eignen sich auf offene Fenster, Pfützen, stehende Gewässer, Schaufenster oder glänzende Fassaden. Ich befinde mich immer außerhalb des Spiegelbilds. Mich interessiert der Raum den ich sehen kann, der jenseits meines Standpunktes liegt. Ich kann etwas auf der anderen Seite  meines Blickfelds sehen ohne meinen Kopf zu drehen oder meine Position zu verändern. Es hat etwas Geheimnisvolles und ein wenig Verruchtes. Verrucht, weil ich mich nicht zu erkennen gebe. Man kann mich nicht im Spiegelbild sehen. Nur ich sehe und beobachte.

 

Ich bin gerne Beifahrerin. Dabei schaue ich häufig während des Fahrens in den Außenspiegel und sehe die gerade passierte Umgebung in der Rückansicht. Vergangenes und nicht Gesehenes im fortschreiten der Zeit. Eine weitere Dimension eröffnet sich: ich sehe Ansichten von hinten, die mir beim nach vorne schauen verborgen bleiben. Der kleine Außenspiegel ist ein Werkzeug um meine Wahrnehmung mehrdimensional zu erweitern. Reizend finde ich auch Rückspiegel von Zweirädern. Diese sind meistens rund und der gebotene Ausschnitt ist formal schöner eingefangen.

 

Lenke ich selbst ein Fahrzeug und kann an einer roten Ampel für ein paar Minuten meine Aufmerksamkeit weg vom Verkehr schweifen lassen, schaue ich mit Vergnügen in den Rückspiegel – fast unerkannt beobachte ich Personen im Fahrzeug hinter mir oder Passanten an denen ich vorher vorüber fuhr. Manchmal verpasse ich das Umschalten der Ampel auf grün und werde durch das Hupen der nachfolgenden Fahrzeuglenker unsanft „geweckt“.  

 

 

Die Arbeit „ DASS NICHT NICHTS IST - Nimm den Teppich und fliege!“ ist ein Ideen- und Gedankenspiel, das Impulse zu einem positiven Umgang mit Realitäten und veränderten Herangehensweisen im Alltäglichen sammelt. Die auf dem Projektplakat abgebildeten Elemente sind TOOLS, also Werkzeuge die genutzt werden im aktiven Tun, wie auch in Gedankenräumen, um veränderte Perspektiven und Standpunkte auszuloten. Durch das Einnehmen einer anderen Position, eines ungewohnten Blickwinkels oder aktivem Handeln, kann Zukunft neu gedacht und gestaltet werden. Der Blog stellt die TOOLS vor und zeigt Text und Bildmaterial, das im Umgang mit ihnen entstanden ist.