30. September 2004, 11.00 - 11.05 Uhr MESZ

Video: 00:05, Loop, mindestens 4 Lautsprecher verteilt im Raum

 

Zeitempfindung ist für jeden Menschen eine individuelle Wahrnehmung, die nur selten und eher zufällig mit der physikalischen, objektiven Zeitmessung übereinstimmt. Das Gefühl für zeitliche Abläufe wird beeinflusst von der Dichte, aber auch Art der aufeinander folgenden Ereignisse und der damit verbundenen geistigen Aktivität.

 

Die getaktete Zeit regelt unseren Alltag und obwohl sie so vieles bestimmt verstreicht sie meist unbewusst. Die Naturzeit, mit ihrem Rhythmus von Tag und Nacht oder den Jahreszeiten, wird, durch ihren Einfluss auf organische Prozesse, sehr bewusst wahrgenommen. Geologische Formen, wie auch natürliche oder kulturgeschichtliche Relikte lassen uns eine, über die menschliche Zeitvorstellung hinausgehende, Ahnung von Dauer und Zeit gewinnen.

Das menschliche Erinnern bietet die Möglichkeit vergangene Zeit ins Bewusstsein zurück zu rufen. Dabei wird das Alltägliche, sich häufig Wiederholende, in der Erinnerung oft als Zeitbeschleuniger empfunden, während besondere Momente die Zeit länger erscheinen lassen. Unser Erinnerungsvermögen scheint einen Filter anzuwenden. Durch gezieltes heraus greifen und bewusst machen eines vergangenen Ereignisses können wir in diesen Mechanismus eingreifen.  So kann ein ganz unscheinbarer, alltäglicher Moment, heraus gelöst betrachtet, interessant werden und in unserem Zeitempfinden eine neue, andere Qualität erlangen.

 

Die Installation präsentiert Zeitprotokolle von 56 Personen, die ihr Tun und Handeln am 30. September 2004 in der Zeit von 11.00 - 11.05 Uhr  in einer e-mail dokumentiert haben. Die gesprochenen Protokolle können bei einem Rundgang belauscht werden.

Das Video zeigt die verstreichenden fünf Minuten in einer Einstellung auf einen Laubbaum, dessen Laub sich sacht im Windhauch bewegt.